Beiträge von Bierbar Süd

    Da ich nachtragend bin, kann ich Dir auch den Sinn hinterhertragen. Die Sprache ist ein Mittel, sie drückt etwas aus, sie bedeutet. Jemanden vor den Kopf stoßen bedeutet nicht unbedingt, dass ich ihm eine drüberziehe. Es ist zugegeben nicht einfach, nicht jeder beherrscht jedes Werkzeug.

    Das Zitieren der Zeilen von Heine kann bedeuten, dass ich eine Vorliebe für Hinrichtungen und dergleichen habe. Hmm. Oder eben, dass es in Deutschland Brauch ist, die hohen Herren unbehelligt zu lassen, wonach diese eben unbeschwert rummeniggern, weil niemand den Erfolg der Wenigen in Frage stellt (lieber tritt man nach unten).

    Was denkst Du, obi?

    Alf Mintzel ist der Inbegriff des talentlosen aber stets strebsamen Verteidigers, eines Zerstörers, dessen größtes Vergnügen darin besteht, einen Ball ins Seitenaus zu grätschen. Man kann ihn also durchaus als repräsentativ für den Verein betrachten. Und er isst Katzen.

    Mag sein, dass Herr Rettig hin und wieder die eine oder andere unbequeme Frage stellt. Aber ohne unbequeme Konsequenzen. Ja, das sagt er auch und auch das gehört dazu. Das sind Betriebsgeräusche.

    Natürlich spekuliere ich nur über die Betriebspläne von Rettig. Womöglich tue ich ihm unrecht. Es gibt da jedoch etwas, das nennt man Kanalisieren von Protest. Die Grünen sind dafür da, die ökologische Frage so zu stellen, dass die Industrie weiter ihren Dreck schleudern kann. Die SPD und die Linke (beides sozialdemokratische Parteien) sind dafür da, die soziale Frage so zu stellen, dass Deutschland Exportweltmeister bleibt. Das Schema passt auch auf den Fußball: Ein Rettig, könnte man meinen, holt die Moderaten unter den Unzufriedenen zurück an die Urne.

    sgd-herzblut

    Ich möchte Rettig nach meiner Aussage (»Wolf«) rehabilitieren. Das ist er nicht, das belegen seine Aussagen, danke fürs Verlinken. Er ist, das deutest Du an, die sozialdemokratische Version der Marktwirtschaft, deren Erfolg noch nirgends außerhalb Schwedens beobachtet wurde. Rettig, subjektiv aufrichtig, versucht sich an dem Glauben, es gäbe so etwas wie einen vernünftigen Geschäftsinn, der das Gemeingut, womit er Geld verdient, nicht beschädigt. Vielleicht war er immer nur der gute Bulle in dem Spiel, zu dem der böse Bulle noch gehört. Und das schlechte Gewissen der Branche ist oftmals pluralistisches Beiwerk, mit dem sich das System gern noch schmückt, wenn es eh läuft.

    Es war das sich Entfernen des Fußballs von seinen Fans, oder meinetwegen seine "Selbstentfremdung", durch die dessen Verwertung profitabler wurde. Eine Erfolgsgeschichte kapitalistischer Warenproduktion. Die Konsumenten sind auch nicht verschwunden, der Scheißhaufen dampft nur eben nicht so lecker wie vorher. Die Schmeißfliegen kommen wieder, genau wie die Fans. Rettig und Rauball schleichen heulend wie die Wölfe um Finanzminister Olaf Scholz herum.

    Du weißt doch, dass ich immer erst eine Partei eines gewissen Typs gründen müsste, um mich ausreichend gerüstet zu sehen, meinem Klassenfeind gegenüberzutreten. Ein Profifußballer, ich gebe es ja zu, wird Schwierigkeiten haben, mir da zu folgen.

    Was ich eigentlich nur meinte ist, dass auch der belastungsübersteuerte Profifußballer des' Lied singt, des' Brot er isst. Und dessen Brot bezahlt sein Verein größtenteils aus dem TV-Topf.

    Vereine sind ja keine Player im eigentlichen Sinne. Sie sind Anlagemöglichkeiten und bieten dahingehend Raum für verschiedene Freier, je nachdem, wie breit sie ihre Beine machen. Der Baum brennt so gut wie nie, denn die Geldgeber, deren Investitionen gerade brachliegen, werden sehr lange zögern, bevor sie sich von ihren Gewinnerwartungen in so einer Sparte verabschieden. Wer in der Krise aussteigt, macht Verluste. Nach der Krise wird das Pferd doch wieder laufen.

    Deine Lieblingskneipe im Kiez wird auch wieder aufmachen, weil der Laden sich als Standort längst bewährt hat. Aber der alte Besitzer wird es nicht geschafft haben. Der neue Besitzer ist billig in der Krise eingestiegen, spezialisiert sich auf Cocktails und Rauchen wird verboten.

    Die Postpandemieeuphorie wird von einer widerlich flachen Glückseligkeit gespeist sein, dass man sich den Virus bald zurückwünschen wird.

    PS: Und der Staat hilft natürlich auch gern, wenn dem Geld das Geld fehlt.