Gelb-Schwarz hat gestern gewonnen...nee, ich hab nicht zu tief ins Glas geschaut, sondern war Augenzeuge beim Saisonauftakt in der Sachsenliga zwischen der SG Handwerk Rabenstein und dem FC 1910 Lößnitz. Und es hat sich mehr als gelohnt:
Punkt 18 Uhr stand ich am Kassenhäusl, eine Minute später wurde der minimale Inhalt meines Campingbeutels als im Geltungsbereich betrachtet, weitere fünf Minuten später war ich glücklicher Besitzer einer vernünftigen Roster mit Brötchen und vom Marxstädter Bier, was ne derart schäumende Blume hatte, dass man bei meinem Becher dreimal ansetzen musste, um ihn voll zu kriegen. Eine weise Entscheidung, so zeitig da zu sein, die Schlange hinter mir wurde lang und länger. Geparkt wurden das Kulinarische und mein ehrenwerter Hintern auf der schattigen, zweireihigen Sitzplatztribüne, gleich unter der Sprecherkabine, mit späteren Folgen.
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Die Handwerker haben als zweite Fußballkraft in Chemnitz zwei regional namhafte Neuzugänge zu verzeichnen, einmal wurde der erfahrene Fabian Stenzel (36) aus Meuselwitz verpflichtet und dann kam vor paar Tagen auch noch Angreifer Simon Roscher (21) aus Erfurt zurück zu seinen Kindheitswurzeln, mit ner bemerkenswerten Aussage zum Profifußball: "Ich will das alles nicht mehr haben und werde ab sofort nur noch unterklassig spielen." Nebenbei beginnt er demnächst ein Studium.
Die Mannschaften liefen pünktlich 18:30 Uhr ein, am Einlass stand derweile immer noch ne Schlange, den Andrang hatte man zwar erhofft, aber vermutlich nicht daran geglaubt.
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Während die Handwerker erstmal um einen ruhigen Spielaufbau bemüht waren, versuchte Lößnitz von Beginn an mit Pressing und schnellen Kontern sein Glück, also nichts mit Abtasten bei der Dämse und tiefstehenden Sonne.
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Ein Spieler der Gäste tat sich besonders hervor: Im rechten Mittelfeld schaffte es Samiou Tchagbele mit wuseligen einfachen Körperdrehungen und Sprinteinlagen, gleich mehrere Handwerker noch mehr ins Schwitzen zu bringen, nach der Halbzeitpause hat man sich auf ihn besser eingestellt und ihm so den Stecker gezogen. Die erste dicke Chance war in Minute 9 ein Lattenschuss der Rabensteiner quasi aus dem Nichts aus 18 Metern, 13 Minuten später dann der umjubelte Führungstreffer durch Phil Mühlig.
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Danach war bis zum Pausenpfiff neben einer Großchance zum 2:0 erstmal wieder Spielverwaltung angesagt. In der Pause wurde aus der Sprecherkabine über mir die Zuschauerzahl verkündet = 525 Zahlende, über den Rest reden wir nicht, der Hammer!
In der zweiten Hälfte ließ Rabenstein die Lößnitzer erst kommen, konterte selbst und zog dann auch das eigene Angriffsspiel wieder auf. Landete in der 69. Minute so noch eine Flanke auf der gegnerischen Torlatte, war der Seitfallzieher zum 2:0 von Johannes Hopfe 5 Minuten ein echter Hingucker. Die letzte Viertelstunde wurde es durch den Gast etwas ruppiger, aber die Tatsache, dass der Schiedsrichter ohne auch nur eine gelbe Karte auskam und stattdessen mit klaren Ansagen wie "Ich bin da, okay?" für Ruhe im Glied sorgte, war wohltuend mit anzusehen. Der 3:0-Endstand in der 90. Minute war dann typisch für so nen Spielverlauf: Letztes Aufbäumen der Unterlegenen, schneller Konter durch Rabenstein, den versuchten Lupfer über den herauseilenden Torwart konnte dieser noch entschärfen, den Abstauber machte dann Ben Colin Weigel ohne Probleme rein.
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Kein Sommerfußball, das Gesehene macht Appetit auf mehr.
Outtakes:
Ne anderthalbe Stunde vor Spielbeginn hab ich mein Mutterherz im Rollstuhl noch zum Spaziergang rund um den Sportpark gefahren, sie wohnt gleich nebenan und wird nach der Arbeit von mir mit gepflegt. Ihr Kommentar bzgl. meiner Pläne mit Fußball, Bier und Roster vor den ersten eintrudelnden und feixenden Zuschauern "Achso...un ich, mich nimmste wo nich mit? Nu wart nor!" Ach Muddi. 
Nebenbei erfuhr ich, dass in der Rabensteiner Mannschaft 9 Lehrer und Anwärter spielen. Und da ich von einigen Zuschauern sofort erkannt und paar Kindern freudig begrüßt wurde, kam nebenbei auch der Kommentar "Horr - un dor Herr Lehrer sitzt och noch off dor Tribüne zum Hospitieren!"
Jetzt weiß ich, weshalb die gestern Saisonstart hatten, die ham heut alle Schulanfang.
Wichtig auch zu erwähnen, es gab während des Spiels keine Trinkpause und es ging auch, die ham durchgehalten.
Zum Niederknien ebenfalls die Diskussionen beim Fußballnachwuchs, deren Eltern und den Zuhörern drumherum bzgl. gewisser neuer Spielregeln im Nachwuchsbereich, O-Ton unter Anderem: "Orr Papa, was solln der Scheiß, wer macht denn das? Mior wolln doch alle Punkte un Tore. Mior wollen doch in dor Tabelle sehn, wie gut mior sin un wie schlecht die Andren sin. Därfn mior da nich mehr offschdeichn? Da kannsch och zum Schwimm' gehn!" Der Kleene war schätzungsweise 10 Jahre jung.
Der Höhepunkt des Abends fand aber im Sprecherhäusl über mir statt und zwar in negativer Hinsicht. Es geht dabei nicht um den Stadionsprecher, der hat seine speziell anerkannte Art und steht unter Artenschutz. Gestern wurde aber auch erstmalig ein Liveticker der Freien Presse vom Spiel der Handwerker präsentiert und der Schreiberling saß direkt neben ihm. Auch ich hab neugierigerweise ab und zu diesen Ticker verfolgt und war entsetzt über diesen Müll und die auch versteckt herablassende Art, um sich offenbar zu amüsieren und wichtig zu finden. Das Filmen meiner Nachbarn und von mir und das gierige Aufschnappen des "Hopfen und Malz"-Kommentars meines Sitznachbarn waren wichtiger, als das Spiel, von seinen inhaltlichen Falschinformationen dank seiner "Vorbereitung" ganz zu schweigen. Hatte was von westdeutschem Ossi-Gucken und Fingerzeigen bzw. dem selbstgefälligen von Oben herab der Ratten - was macht die Bourgeoisie dort Unten eigentlich? 
Zu Beginn hamse ihm ein Bier spendiert, einer meinte in der Pause, dem Heini solltense lieber Kamillentee geben, auch ich war kurz davor aufzustehen und ihm das...ruisch Herzblut. Keine Ahnung, ob das der Gleiche ist, der sonst nicht schlecht den Ticker der Niners-Spiele betreut, aber so reportiert man nicht, wenn man das erste Mal zu Gast auf fremdem Terrain ist. Da kann er sich auch das aufgesetzte Lobhudeln vom urigen Amateurfußball an die Hutkrempe stecken und besser mal Anschauungsunterricht bei Rabenfront nehmen. Mal sehn, wie lange der gestrige Ticker zur Verfügung steht, ich hab ihn hier mal zum selbst Begutachten mit reingepackt.
Handwerk hat 3 Punkte nach nem ansehnlichen Saisonstart geholt und ich komm wieder, wenns die Arbeit erlaubt - Sport frei.