• ...und auch jetzt können die Bayern aufgrund des Systems eigentlich gar nicht mehr anders, als Dauermeister zu sein. Sie wirtschaften ja nicht besser. Im Gegenteil, in Relation gesehen ist die wirtschaftliche Leistung vieler anderer (deutscher) Vereine wesentlich besser. Das System ist jedoch so ausgelegt, dass sie mittlerweile nicht mehr aus Eigenleistung für die Siege verantwortlich sind, sondern nur noch durch Eigenversagen für Niederlagen verantwortlich sein können.

    Und genau an diesem Punkt ist der Unterschied. Dieses Versagen legen sie (im Gegensatz zu vielen Anderen) nicht an den Tag.
    Das hat in Deutschland zur Folge, dass es selbst mit massiv hineingepumpten Geld ziemlich unwahrscheinlich ist, dass jemand diesen Platz streitig macht, solange bei den Bayern annähernd fähige Leute am Ruder sind. Hier trifft die Floskel zu: "Sie können sich nur selber schlagen".

    ...

    Dieser Erfolg ist m.E. kein Selbstläufer, sondern das Ergebnis soliden Wirtschaftens und cleveren Verhaltens. Klar habe ich auch schon oft über Bayern-Dusel und –bonus geschimpft, aber das ist ehrlich gesagt meist ein Oppositionsreflex dem vermeintlich Übermächtigen gegenüber.

    Das „Bayern-Netzwerk“ ist aber kein Zufallsprodukt, sondern eine sorgsame Auswahl ehemaliger Akteure, die sich nun nach ihrer aktiven Spielerkarriere in anderer Funktion um den Verein bemühen dürfen. Diese Solidarität auch mit Ehemaligen findet man heute doch sonst so gut wie nicht mehr. Aus den Augen – aus dem Sinn ist doch die allgegenwärtige Devise. Wo sieht man bspw. noch Fürsorgeverhalten wie gegenüber Gerd Müller, den Bayern damals unterstützt hat, existentiell wieder auf die Beine zu kommen?

    Für mich ist das krasse Gegenbeispiel zum FC Bayern der HSV, der Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre DER Fußballverein in Deutschland war. Hamburg hat ein ähnlich finanzkräftiges Umfeld wie München, und für mich war es damals ausgemacht, dass diese beiden Vereine es in Zukunft unter sich ausmachen würden. Gladbach war trotz der tollen Erfolge in den 70ern einfach zu provinziell, um da finanziell mithalten zu können.

    Mit Bayern sollte ich Recht behalten, aber der HSV war und ist eine einzige Enttäuschung, sowohl was kluge sportliche Entscheidungen als auch den respektvollen Umgang mit Ehemaligen betrifft:

    Man hatte es nicht mal für nötig befunden, einer Ikone wie Manfred Kaltz (der mit Abstand erfolgreichste Spieler in der Vereinsgeschichte des HSV mit den zweitmeisten Bundesligaeinsätzen) ein Abschiedsspiel zu organisieren. Oder man schmeißt einen klasse Torwart und Charakter wie Uli Stein raus, nur weil er sich nicht dem political Mainstream beugen will und eine eigene Meinung hat (und auch schon mal ausrastet). Stein ist jetzt Markenbotschafter der Eintracht Frankfurt, mit der er bei weiten nicht die Erfolge wie mit dem HSV erzielt hat.

    Fazit: Bei Bayern sitzen Könner, bei Hamburg aber nicht! Der Erfolg der Bayern ist kein Zufall, ebenso nicht wie der Misserfolg des HSV!

    Dass „annähernd fähige Leute“ am Ruder sitzen, ist eben kein Zufall, denn die müssen ja auch dorthin gesetzt werden.

  • Bei einem Verein, wo Beckenbauer und Höneß, die Macher waren, als es mit der Big Kohle erst so richtig losging, bin ich mir sicher, wurde soviel kriminelles veranstaltet, dass die anderen Vereine entsprechend für Jahrzehnte abgehängt sind.

  • Virenschleuder:

    Sorry, da hast Du natürlich Recht. Ich hatte nur bewusst diese beiden Vereine Bayern und HSV erwähnt, um eben diesen Gegensatz zu verdeutlichen, weil diese Vereine unter denselben Voraussetzungen gestartet sind. Und der eine Verein hat sich eben so entwickelt, der andere so.

    Was man dann mit Dynamo 1995 gemacht hat, ist eine DFB-Sauerei ohnegleichen, besonders wenn man sich wohl überlegt, wie jetzt mit Schalke verfahren wird (wo es dann nicht um 10 Mio. DM Schulden geht, sondern um 200 Mio. Euro!)

  • matz:

    Ach, ehrlicher Kaufmann - solche Begriffe führe ich hier bestimmt nicht an. Nur finde ich den dauerhaften Erfolg der Bayern keinen Zufall, auch wenn ich bestimmt kein Fan dieses Vereins bin.

    Zumindest haben sie sich u.a. "Unterstützer" ferngehalten, die ihnen für großzüge 6% Zinsen Darlehen gewähren, um sich zu bereichern und den Verein ausbluten zu lassen (wie bei Schalke der Fall.)

  • murinus alles gut, das es viele dümmere und kriminellere gibt ist natürlich auch klar.

    Herr Hoeneß Ist für seine privaten Schweinereien ins Gefängnis gegangen, die selbe Person hat beim FCB jahrzehntelang vorbildlich und sauber gewirtschaftet. Ausschließen kann man das nicht :S

    Eine gespaltene Persönlichkeit, neulich in der Hopp -Doku war das wieder gut zu sehen, wie er da bräsig in seiner Holzbude am Alpenrand saß und Weißheiten sprach: erfolgreicher Sportler und Manager und gleichzeitig ne Wurst.

  • Hat jemand Sky 90 geschaut? Mit dem Spanier der über Barca und Real erzählt hat? Dagegen sind die Bayern mit ihrer "Kriminalität" Peanuts

    War das der kürzlich Verstorbene, mit dem einen Pfeffi im Maul?

    Der hat schon viele treffende Analysen gemacht, Gott, oder wer auch immer da oben die Fäden zieht, hab ihn seelig

  • Zu Uli Hoeneß kann ich dem Podcast "11 Leben" von Max-Jakob Ost empfehlen. Man erfährt recht viel darüber, wie der FC Bayern wurde, was er heute ist. Das hat mein Bild von den "solide wirtschaftenden Bayern" auch ein wenig korrigiert.

  • murinus...

    Eine gespaltene Persönlichkeit, neulich in der Hopp -Doku war das wieder gut zu sehen, wie er da bräsig in seiner Holzbude am Alpenrand saß und Weißheiten sprach: erfolgreicher Sportler und Manager und gleichzeitig ne Wurst.

    matz

    Ja was er da zum Thema Hopp und Schickeria gesagt hat, hat mir auch missfallen.

    Aber wie gesagt rechne ich ihm hoch an, und für solche Werte steht ja grundsätzlich auch Dynamo, dass er Ehemalige nicht hängen lässt, wenn sie Hilfe brauchen. Wo findet man heute noch so etwas?

    Mag sein, dass der Hoeneß - wie auch andere in seiner Funktion - mit seinen Machenschaften "nicht immer ganz sauber" war, aber mein Eindruck ist eben gleichzeitig, dass er auch eine sehr menschliche empathische Seite hat.

  • Welche Folge(n) speziell? Ich hör mir keine 15 Stunden Wurstuli an.

    Da wirst du fast nicht drum herum kommen ^^

    Also, ab seiner Zeit als Manager kann man einsteigen (Folge 4), die Spielerkarriere war ja verhältnismäßig kurz. Der Uli war immer einer, der beim Thema Einnahmen für seinen Verein zwei Schritte vor den anderen Bundesligisten der jeweiligen Zeit war. Der Herr Ost hat da mit an Masochismus grenzender Akribie recherchiert. Wenn man weiß, wie sich alles so entwickelt hat und zu welchen Schandtaten man im deutschen Fußball schon bereit war, wundert man sich über kein Montagsspiel mehr.

  • Nun, zu Uli Hoeneß kann ich ein persönliche Anekdote beitragen. Um die Jahrtausendwende bin ich mit ein paar Bayernfans und einigen Hoppern mit dem Zug von Berlin nach Kiev und zurück, zum Champions League Halbfinale Dinamo Kiev - FC Bayern gefahren. Montag Nacht los, Mittwoch früh in Kiev aus dem Zug gekrabbelt, und weniger als eine Stunde nach Abpfiff fuhr der Zug schon wieder zurück.

    Mittags fand in dem großen Hotel oberhalb vom Stadion die Kartenausgabe statt, Uli Hoeneß persönlich und noch irgendwer saßen im Foyer und verteilten die Karten, und gaben jedem als Info mit auf den Weg, dass nach dem Spiel eine Gästeblocksperre von xx Minuten / Stunden angeordnet ist. Daraufhin meinte unser "Reiseleiter" das wäre ja ziemlich blöd - da müssen wir ja schon wieder im Zug sitzen. Da griff der Uli Hoeneß in einen anderen Umschlag, und holte ein Dutzend "VIP Tickets" raus, mit der Aussage die sind ja für die Haupttribüne, da werdens euch schon püntklich gehen lassen. Und so war es dann auch, VIP hieß in dem Fall auch nur, das es Sitzplätze bester Kategorie waren, und so saßen wir halt neben dem Bayernadel, sahen eines der spektakulärsten Spiele die ich je gesehen habe, Schewtschenko schoß Dinamo früh 2:0 in Führung, später stand es dann 3:1, und in den letzten Minuten konnten die Bayern leider noch auf 3:3 ausgleichen.

  • cool. 22 Jahre her. da war die Reise nach Kiev bestimmt noch ne richtige Safari.

    Ich habe beim Uli auch eine gute Geschichte.

    2009 hat Gelb Weiß sein 100 Geburtstag gefeiert und nach erfolgreichen Freundschaftspielen gegen Werder Bremen, Bayer Leverkusen, Dynamo Dresden, Hertha BSC und Arminia Bielefeld sollten es nun die großen Bayern sein.

    Es gab über mehrere Jahre Anfragen an den FC Bayern. Aber es war fast aussichtslos bei der Masse von Bewerbern aus dem gesamten Bundesgebiet die sich um die ein zwei maximal drei Freundschaftspiele des FC Bayern pro Jahr bewerben.

    Eines Tages rief Jens Jeremies an und sagte das er den Hörer mal kurz weiterreichen wird... da war nun plötzlich Uli Hoeneß am Höhrer und er sagte gleich das der Jens ihn mit dem Thema schon länger auf den Nerv geht und er nun mal persönlich wissen will wer den der Verein ist und wie man sich das alles vorstelle.

    Nach einigen Mails und Gesprächen war der Termin Fix. 18. August 2009 .

    Das der FC Bayern nicht für Zweimarkfünftig mitten in der Saison mit ein Flieger nach Dresden fliegt 100km Bus fährt, ein Spiel macht, Autograme schreibt Pressetermin absolviert und wieder 100km nach Dresden fährt und wieder in den Flieger steigt ist auch klar.

    Für uns war das schon ein logistischen und auch finanzielles Risiko. Die alte Baracke für die Superstars bisl auffrischen und mal malern. Den Sportplatz mit den maroden Tribühnen für mindestens 5000 herrichten. Dazu Genehmigungen für Strassensperrungen und den Flugplatz als Parkplatz einrichten.

    Uli hatte als alter Fuchs noch die Idee und rief wohl selber bei Sport1 an. Die waren einer Übertragung nicht abgeneigt.

    Als dann vom Sender und Verein mal paar Leute sich alles vor Ort angeschaut haben staunten die schon. Nach dem motto: auf so ein Sportplatz waren wir lange nicht.

    Jedenfalls hat am Spieltag alles gepasst. 25 Grad und Sonnenschein. Dazu eine aufgehübschte Baracke mit dem Scharm der 80er, standfeste bröckelnde Tribühnen mit Augen zu vom Bauamt. Eine Zusatztribühne, Fernsehübertragung und fast 7000 Zuschauer. Bayern gewann 10:0 aber stand zu der Zeit in der Bundesliga nur auf Platz 14.

    Erst war man etwas traurig das die Bayern ohne den verletzten Ribery und Robben und Toni angereist waren. Aber dafür spielten ein Butt im Tor der ab den Tag die Nummer eins bei den Bayern war. Ein fast unbekannter Thomas Müller (3 Tore), Olic (3 Tore) und Klose (2 Tore).

    Bayern wurde zum Schluss mit den vielen "unbekannten" von Görlitz souverän Meister, Pokalsieger und waren auch im CL Finale wo auch der Großteil spielte die schon in Görlitz auf dem Platz standen.

    Und wir haben als kleine Entschuldigung für die nicht angreisten Topspieler von den Bayern (dafür hat sich der Uli persönlich eingesetzt) noch ein richtig großen Nachlass bei der Gebühr bekommen.

    Jetzt hab ich aber ordentlich ausgeholt aber bei dem Mistwetter auch nicht schlimm. Jedenfalls war das ein unvergesslicher Tag und das haben wir auch Uli Hoeneß zuverdanken. Bei allen Mist den er sonst gemacht hat werde ich und viele andere das nie vergessen.

  • Sport1. Die hatten 18Uhr in der Woche 1,1 Mio Einschaltquoten. Kam wohl nichts anderes in TV ;) wobei ja Bayern immer zieht.

    Ja Gelb-Weiß ist nun endgültig am Boden. Jahrelang hat man ja den Verein großkotzig runtergewirtschaftet.

    Die Alten Herren lösen sich nun auf. Es gibt kaum noch Spieler unter 45 und da man ja mehr als ein Jahrzehnt auf ausländische Spieler gesetzt hat kommt auch nichts hoch. Die meisten sind auf den Knochen fertig.

    Wenigstens wir hatten zuletzt noch paar Meisterschaften geholt und für Montag Abend mit teilweise 100 Zuschauern eine gute Zeit gehabt.

    Das Freundschaftspiel im Sommer 2016 gegen Dynamo vor 3300 Zuschauern war eigentlich ein guter Abschluss.

    Zum Thema Bayern München. In den heutigen Zeiten von Werbereisen und übervollen Terminplan kann ich mir solche Spiele in der Provinz nicht vorstellen.

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