Neues von der Küste

  • Dann steht der NDR-Beitrag meinetwegen am Ende einer Kette und wurde durch irgendein Ereignis zuvor ausgelöst. Das Prinzip, wonach karitatives Engagement medial ausgeschlachtet wird, bleibt gültig. Das spricht niemals gegen das Engagement selbst.

    Man kann die gute Tat ins Rampenlicht stellen, auf dass sie andere zur Nachahmung anregt. Man kann einer Gesellschaft mit tausend anderen vernachlässigten Problemen mit solchen Beiträgen weihnachtlich das Gemüt streicheln (und sie in der Gewissheit wiegen, dass sich gekümmert wird - ich halte diese Wirkung für wahrscheinlicher). Aber man kann nicht so tun, als stünde diese Wohltätigkeit in keinem Verhältnis. Die Million, die beispielsweise ein Maschmeyer für einen guten Zweck werbewirksam in eigener Sache in der Fernsehlotterie spendet, die hat er vorher dem deutschen Rentensparer tausendmal schon aus der Tasche geriestert. Dieses Pfeifen im Walde hat System. Um fair zu bleiben: Wir leben in einer Gesellschaft, die diesen Taschenspielertrick immer wieder bitter nötig hat.

    Ich gebe Dir gern zu, dass die Erfüllung des letzten Wunsches zu privat ist, um die Gesellschaft zu betreffen, aber das hindert ihre Institutionen nicht daran, sich öffentlich damit zu schmücken, die eigene Christlichkeit zu inszenieren.

  • Kannst du ni ma einfach nur das Schöne daran anerkennen? Ich als Pflegevater einer schwerstbehinderten Tochter weiss, wovon ich da rede. Siehe Herzblut und Powerkreis. Wenn du auch sowas für deine philosophischen Anwandlungen missbrauchst, biste für mich einfach nur e Arsch, der gar ni wees, was das für den Jungen bedeutet.

  • Ich könnte Bierbars Gesellschaftskritik sogar teilweise verstehen, wenn sie nicht im Rahmen dieser speziellen Aktion und ohne Anerkennung der guten Sache vonstatten gehen würde. Denn es ist ohne Frage eine großartige Sache wenn sich Menschen dafür einsetzen, dass andere (wie auch immer) beeinträchtigte Menschen etwas Besonderes erleben können, unabhängig davon wie es in einer utopistischen Gesellschaft eigentlich sein müsste.

    Bierbar, dir würde ein 'ja, aber' - sowohl im Kopf als auch ausgesprochen - von Zeit zu Zeit gut tun.

  • 73, Du bringst das Spezielle, das Besondere, das Deine Tochter ist, hier gegen mich ins Spiel, wo ich nur eine allgemeine Heuchelei beweisen will? Uff.

    Du begreifst es ni - oder?

    Anstatt da einfach ma de Finger stille zu halten, auch wenn es dich juckt, weil du mit der allgemeinen Heuchelei grundsätzlich bei anderen Themen ja durchaus auch recht hast, ist bei dir ni drinne. Und so empfinden alle, die sich im Gegensatz zu dir mit dem Thema hautnah auseinandersetzen (müssen), dei Geschwurbel zu diesem speziellem Fall einfach nur als Schlag in de Fresse. Haste jetzt kapiert, was ich meine?

  • sgd-herzblut und DD-since1973,

    nur zur Klarstellung:

    Ohne den Jungen, seinen Krankheitsverlauf und seine Wahrnehmungsfähigkeiten zu kennen, wirkt das Ganze eher

    Jeder Fall ist ein wenig anders. Und in jedem Fall sind nahe Angehörige involviert, die sich aufopfern und einen ganz besonderen Zugang zum Behinderten haben. Und das, was diese leisten, kann man einfach nicht ausreichend würdigen. Und da schließe ich selbstverständlich auch die Mutter in diesem Video ein.

    Nun ist es aber eben nur ein Video. Und nur das, was es transportiert, kann ich auch sehen. Und ich sehe eben dann auch, wie gestresst der Junge aus dem Auto geholt wird. Oder wie die Mutter mit den Armen des Jungen winkt. Und, dass der Junge in keinem einzigen Schnipsel des Gezeigten irgendwie reagiert. Und da stellen sich dann Fragen, zum Beispiel ob dem Jungen wirklich wichtig ist, dass er in einer Kogge ins Stadion gebracht wird, oder wie er eigentlich Hansa-Fan geworden ist, oder ob das Verhältnis "Erlebniswert/Stresspegel" ausgewogen ist. Dabei ist es aber auch möglich, dass es darauf klare und nachvollziehbare Antworten gibt. Nur eben nicht in diesem Video. Und SO passiert es, dass das WIRKT, wie beschrieben. Für mich bleibt einfach nur zu hoffen, dass Mutter und Pfleger genau wissen, was für den Jungen gut ist und auch genauso handeln. Und ich habe weder den entsprechenden Einblick, noch das Recht, ihnen das abzusprechen. Bei den Machern des Beitrages sieht das anders aus, denn da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder haben sie keine Ahnung, was sie mit diesem Video transportieren (oder besser: nicht transportieren), oder sie sind Zyniker. Und genau da sehe ich den "faden Beigeschmack".

  • Hannu - danke für deine persönliche Einschätzung dessen, da will ich dann als direkt Angesprochener aber auch nochmal:

    Im Kurzbeitrag einer Regionalredaktion des NDR (wir bewegen uns damit zugegebenermaßen so langsam in den Pressekritik-Fred) ist nicht nur ein Film zu sehn, sondern auch ein O-Ton zu hören, auch in der Anmoderation. Und diesen mitsamt dem Einspieler als entweder ahnungslos oder zynisch zu titulieren, halte ich mit Verlaub für daneben gegriffen. Wie läuft sowas ab:

    Der Junge ist wie berichtet 15 und hat vermutlich schon Einiges im Leben durch. Seine Mutter ist auch nach 15 Jahren einfach nur das, was sie mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln und darüber hinaus sein will - Mutter. Sie und das Pflegepersonal können nach vielen Jahren Schwerstpflege am Allerbesten einschätzen, was für ihn gut ist und wie seine Reaktionen in Mimik und Gestik zu deuten sind. Ich tipp bei dem Jungen mal vorsichtig auf Pflegegrad 5 und auch dieser sieht für alle Beteiligten eine adäquate Unterstützung auch in der Teilhabe am "normalen" Leben vor. Sowas muss in Sachen Logistik gut geplant werden, von der Mutter, den Pflegern, dem Verein, dies auch in Absprache mit den Ärzten und am Ende abhängig von der Tagesform. Nur wenn aber auch wirklich alles passt, kanns dann losgehn.

    Und an dem Punkt kann dann auch in Absprache mit den Beteiligten ein Verein zusammen mit regionalen Medienvertretern was zusätzlich Besonderes an diesem sehr besonderen Tag auf die Beine stellen. Das ist - um hier irgendwie die Kurve zu kriegen - gelebte Vereinsarbeit aus der Tiefe des normal fast unsichtbaren Raums. Genau solche Bilder und Töne sind es, die einem bewusst machen, dass es nicht nur um Hochglanz, stupide Wiederkehrendes und damit Beliebigkeit zu gehen hat, sondern auch um Erdung bzw. Bodenhaftung. Auch der Hans A. ist mehr als nur bierseeliger Muschelschubser, Rosterverdrücker oder im VIP-Bereich Schnittchen-Verzehrer - er hat genauso wie wir auch ne gesellschaftliche, mitmenschliche, verbindende Aufgabe. Und die sollte er auch medial so rüberbringen dürfen. Hier unter Mitwirken des NDR, Regionalstudio MV, kurz und prägnant auf 3:37 Minuten, paar angebrachte, erklärende Worte dazu, ansonsten - lasst die Bilder sprechen! Und im allgemeinen Fandasein wirken. Es war ein sehr besonderer Tag für die an der Küste, besonders auch für den Jungen, gut so. Wir würdens nich viel anders machen und auch das wär gut so.

  • diesen mitsamt dem Einspieler als entweder ahnungslos oder zynisch zu titulieren

    Ich sprach doch aber ausdrücklich von den Machern und habe das auch noch deutlich begründet. Das, was du schreibst, habe ich nicht gemacht.

    Auch beim Rest habe ich doch erklärt, wo mir der Schuh drückt. Das hat alles mit dem, was du sagst, nichts zu tun. Ich habe auch keinerlei Grund, dir in irgendeiner Form zu widersprechen, abgesehen vom Zitierten.

  • Is ja gut, da kommen wir nich auf nen gemeinsamen Zweig. Die Macher haben in meinen Augen sehr viel Gespür für die Situation und auch ein gewisses (sport)journalistisches Geschick bewiesen.

  • Hannu. Ich verstehe Deinen Standpunkt, teile ihn aber nicht. Warum? Ich sehe an meiner Pflegetochter (Pflegestufe 5), was trotz all der Behinderungen, die sie hat, ihr selbst die Teilhabe am LEBEN wert ist. Das kann manchmal ein Lächeln sein bis hin zur völligen Ausgeflipptheit, wenn wir sie ins Auto setzen, weil sie für ihr Leben gerne Auto fährt. Je huckeliger, um so besser. Es ist für sie, umgeben von totaler Finsternis und Stille ein Erlebnis, einfach nur mal raus an die frische Luft zu gehen - gerne auch im Regen. Sie spürt dann die Tropfen auf dem Gesicht und lacht herzlich. Wenn du sowas mal erlebt hast, wirst du wissen, was ich meine. Und so kann für den Jungen auch alleine schon der Ortswechsel ein Abenteuer sein. Solche Menschen haben ganz andere Empfindungen und Prioritäten, wie wir gesunde Menschen. Für die ist sowas wie Weihnachten für uns. Und glaub mir - die Mutter weiss mit Sicherheit, was sie da tut. Was für dich vielleicht gestresst aussieht oder er keinerlei Reaktion zeigt - das muss gar nichts bedeuten. Vielmehr sind es die klitzekleinen Gesten, Laute oder Gesichtszüge, die Aufschluss über den wahren Zustand geben. Bei unserer Tochter äussert sich das manchmal auch in Lauten, wo ein Gesunder sich irritiert zeigt. Am schönsten ist es aber, wenn ab und zu dann doch mal ein Lächeln über ihr Gesicht huscht. Ich will damit sagen, ein Aussenstehender kann das nicht beurteilen und sich auch nicht im Geringsten vorstellen, was es heisst, mit solchen Behinderungen zu leben. Diese Kinder sind halt anders - aber trotzdem genauso liebenswert und genauso wie wir auch nur Menschen - auch wenn es manchmal verstörend wirkt, weil wir fälschlicherweise erwarten, dass dieses Menschen genauso reagieren wie wir. Für mich haben die da alles richtig gemacht. Schon allein deshalb, damit wir mal sehen können, wie privilegiert wir eigentlich sind.

  • Nach diesem ganzen Hin und Her hier habe ich mir dieses Video auch mal angeschaut. Als Laie kann ich in Tristans Ausdrucksweise nichts erkennen, was ihn irgendwie "am Spiel oder Umfeld" teilnehmen lässt. Wie gesagt, Laie.

    Und mir wirkt es auch durch sein direktes Umfeld, Mutter und Pfleger, und dazu noch dieses Zurechtgemache und Fremdgewinke, viel zu gestellt.

    Der Mehrwert liegt vermutlich tatsächlich darin, dass Tristan - hoffentlich - doch ein Bissl spürt, um was es geht und dass Mutter und Pfleger auch mal was Anderes erleben und sich in einer Gemeinschaft aufgehoben und gewertschätzt fühlen.

    Und das kann dann schon fürs Ego ein kleiner Auslöser sein, um über diese Anerkennung neue Kraft zu tanken.

    Since und die, die es ebenso betrifft: Respekt für das, was ihr da durchmacht und leistet.

  • Hat er reagiert, hat er nicht. Es wurde mit seinem Arm gewunken. S.....egal. Da hat die Mutter und das Pflegepersonal jemanden ins Stadion gebracht und wir kennen ihn nicht. Wir schreiben hier über einen Menschen mit einem schweren Schicksal, incl. der Eltern. Haben wir "Normalos" überhaupt das Recht darüber zu schreiben.

    Vor dem R-Block stehen auch Rollstühle, ich hab mich auch schon gefragt, bekommen sie was mit?

    Das kann ich oder andere nicht beantworten.

    Die Reportage fand ich nicht schlecht, daraus was zu interpretieren ist dem Zeitgeist geschuldet. Alles muss hinterfragt werden, alles interpretiert und öffentlich gemacht werden.

    Passt was nicht aus eigener Sicht, 5 Minuten Ruhe, dann überlegen muss ich meinen Senf abgeben.

    Ich will keinen beleidigen oder ähnliches, nur meine Meinung.

  • Also jedesmal wenn ich hier reingucke - vom Fredtitel her - dachte ich am Anfang, oh was macht Hans. A.

    Mittlerweile hat es "jemand" geschafft hier, eine für mich unglaubliche Debatte / Diskussion auszulösen und versucht permanent alles irgendwie grade zuschieben.

    Damit meine ich weder Herzblut, noch Since.

    Aber als "Mod" wird es passend gemacht, wehe umgedreht - unklar!

    Prost.

    :(

  • Der Mod schreibt privat hier, ohne Beiträge zu löschen. Warum sollte er es nicht auch tun dürfen, es ist sein gutes Recht und Sinn eines Forums.

    Wird ja bei anderen Personen auch immer genau bedacht und bewacht.

  • Trotzdem hat das hier mittlerweile nichts mehr mit Hansa zu tun und könnte mal in einen anderen (evtl. neuen) Thread verschoben werden.

    Spricht ja auch nichts dagegen, wenn der Mod dann dort privat weiterschreibt.

  • Trotzdem hat das hier mittlerweile nichts mehr mit Hansa zu tun...

    Hab mir gestern zur Blutdrucksenkung nach langer Zeit mal wieder 'n kalten Hund gemacht. Also stilecht mit Hansa-Keksen und nem ordentlichen Schuss Rum ausm hohen Norden, güldet das im Entferntesten? ^^

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